Wie kann ich Schimmel in meiner Wohnung vermeiden?

Hand aufs Herz, haben Sie nicht auch schon einmal schwarze Pünktchen auf einer Silikonfuge Ihres Badezimmers festgestellt? Oder im spärlich beheizten Schlafzimmer in einer Außenwandecke? An einem Rolladenkasten? Das wäre jedenfalls alles andere als überraschend. Denn unglaubliche 41 Prozent der Deutschen geben bei einer repräsentativen Großbefragung durch Forscher der Humboldt-Uni (Berlin) an, schon einmal mit dem Problem Schimmel konfrontiert gewesen zu sein [1]. Schimmel in der eigenen Wohnung ist also nicht gerade ein seltenes Phänomen, sondern eher allgegenwärtig. Gleichzeitig ist Schimmel in der Wohnung ein emotional besetztes Thema. Das liegt zum einen daran, daß Schimmel in den Köpfen der Menschen etwas mit Reinlichkeit zu tun hat. Wer als junger Mensch in der ersten eigenen Wohnung Schimmel im Bad entdeckt, fragt sich: “Mache ich etwas falsch? Putze ich nicht richtig? Lüfte ich falsch?”. Das sind keine angenehmen Fragen. Aber auch bei den älteren Semestern kochen die Emotionen schnell hoch, wenn Schimmelflecken in der Mietwohnung entdeckt werden. Es ist menschlich, zunächst einmal beim Anderen die Schuld zu suchen. Wenn der Vermieter eine Wohnung aus den 60er oder 70er Jahren vermietet, kommt schnell der Verdacht auf, daß für den Schimmel ein Baumangel ursächlich ist. Von diesem düsteren Verdacht ist es nicht mehr weit bis zur Mietminderung und einem Rechtsstreit mit dem Vermieter.

Außenwandecke
Badezimmerdecke
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Bodenbereich

Als Vermieter von 600 Wohnungen haben wir uns natürlich intensiv mit dem Problem Schimmel in der Mietwohnung befasst. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß sehr vielen Mietern allein durch Bereitstellung von essentiellen Informationen zum Thema geholfen werden kann, Schimmel zu vermeiden. Dazu dient diese Seite. Wer als Mieter weiß, was Schimmel ist, und unter welchen Bedingungen er entsteht, ist in aller Regel mit ein bißchen gutem Willen in der Lage, ihn auch zuverlässig zu vermeiden (jedenfalls in einer mangelfreien Wohnung). Wir stützen uns im Folgenden auf mehrere  Quellen, die Sie unten im Text aufgelistet finden. Es ist gar nicht so leicht, wie man denkt, solche Quellen zu finden. Wer einfach auf Internetrecherche setzt, gerät leider schnell an unseriöse Informationen. Sie kennen das Problem wahrscheinlich: Die ersten 5 Plätze in der Google-Trefferliste stammen nicht immer von wirklichen Experten zum gesuchten Thema, sondern vielmehr von Experten in Suchmaschinenoptimierung und sogenannten Contentprovidern. Wenn Sie solchen Informationen blind vertrauen, droht Ihnen Fehlinformation.

Was ist Schimmel und wie entsteht er in einer Wohnung?

Keine Angst, wir ersparen Ihnen Biologievorträge und begnügen uns damit festzuhalten, daß es sich bei Schimmel um Pilze handelt, eine Unterart der Mikroorganismen (ähnlich wie Bakterien, Algen, …). Schimmelpilz in einer Wohnung ist ganz sicher nichts Gesundes. Dennoch ist Panik bei der Entdeckung eines schwarzen Fleckchens in der Zimmerecke unangebracht. Wohnungsschimmel kann allergische Reaktionen hervorrufen, Reizungen. Infektionen durch Schimmelpilze sind aber selten, sie kommen vor allem bei geschwächten Menschen vor (z.B. Krebspatienten) [2]. Wohnungsschimmel hat – das sei als Randnotiz erwähnt – “nahe Verwandte”, die weder eklig noch ungesund sind; denken Sie nur an den Edelschimmel bei bestimmten Käsesorten oder Penicillin.

Schimmelsporen (die Verbreitungsorgane des Schimmelpilzes) sind praktisch überall vorhanden, auch in einer Wohnung, in der niemand Schimmelbefall vermuten würde, weil keinerlei sichtbare Anzeichen vorhanden sind. Zu einer Konzentration bzw. zu einem Wachstum von Schimmel kommt es dann, wenn der Schimmelpilz feuchtes Raumklima und günstige Temperaturen vorfindet. Eine wissenschaftliche Untersuchung [3] von über 5000 Wohnungen kam zu dem Ergebnis, daß rund 22% der Wohnungen sichtbare Feuchteschäden (inkl. Schimmelbefall) aufwiesen. Bei 14% der Wohnungen konnten sog. potentiell lüftungsrelevante Schäden festgestellt werden. Damit sind Schäden gemeint, die nicht mit Leitungswasser, Regenwasser, aufsteigender Feuchte etc. zu tun haben, sondern eben mit hoher Wahrscheinlichkeit durch falsches Lüften verursacht sind. Da die Wohnungen in der Stichprobe nach ausgetüftelten statistischen Methoden ausgewählt wurden, sind die Ergebnisse aus dem Jahr 2000 auch heute noch für ganz Deutschland repräsentativ:

Schimmelschäden in der BRD durch unzureichendes Lüften
Man kann sicher davon ausgehen, daß lüftungsrelevante Feuchteschäden in 5,9 Millionen deutschen Wohnungen vorhanden sind, davon bei 2,5 Mio. Wohnungen mit Schimmelbefall (Quelle: [3]).

Wie kommt es zu Feuchtigkeit in einer Wohnung? Menschen mit wenig Erfahrung in der Thematik vermuten hier reflexartig, daß Feuchtigkeit, die derart hässliche Folgen zeitigt, nur durch einen Schaden bzw. Mangel des Bauwerks in die Wohnung gelangen kann. Infrage kommen etliche Dinge:

  • Das undichte Dach, welches Regenwasser in die Wohnung gelangen lässt (schadhafte Feuchtigkeitsisolierung des Flachdachs, verrutschte Ziegel des Steildachs, Löcher in Kehlblechen, verstopfte Regenrinne)
  • Die schadhafte Abdichtung der Kellerwände oder die fehlende Horizontalsperre (aufsteigendes Grundwasser)
  • Risse in den Außenwänden des Gebäudes, durch die bei Starkregen Nässe ins Mauerwerk und von hier weiter ins Gebäudeinnere eindringen kann
  • Abdichtungsfehler an sensiblen Bauteilen, z.B. Fenster, Fensterbänke, Balkontüren, Rolladenkästen, Terrassen
  • Bestimmungswidriger Wasseraustritt, z.B. aus Wasserleitungen, Abflussrohren, Heizungsrohren

Natürlich sind die genannten Dinge tatsächlich in der Praxis vorkommende Feuchtigkeitsquellen. Eine mindestens ebenso wichtige Feuchtigkeitsquelle ist jedoch der Bewohner der Wohnung. Da es für viele Menschen ein Mysterium ist, wie sie nennenswert Feuchtigkeit produzieren können, die nicht “von selbst” wieder aus der Wohnung verschwindet, wollen wir uns im Folgenden auf diesen Punkt konzentrieren. Die folgende Tabelle aus Quelle [4] zeigt Ihnen, welche unglaubliche Menge an Wasser ein typischer 3-Personen-Haushalt produziert: 7 bis 11 Liter täglich.

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Um nun weiter erklären zu können, was mit all diesem Wasser passiert, das ein Haushalt produziert, muss man ein klein wenig Physik treiben. Sagen Sie jetzt bitte nicht “Physik?! Nein danke, das verstehe ich ja sowieso nicht!”. Was wir hier an Physik bemühen, ist so einfach, daß es jeder versteht.

Jeder weiß, daß Luft Wasser enthält. An einem heißen Tag im Sommer stöhnen wir über die Schwüle und meinen damit, daß die Luft unangenehm feucht ist, sie enthält viel Wasser. Umgekehrt kratzt uns in der klimatisierten Kabine des Flugzeugs der Hals, weil die Luft so wenig Wasser enthält. Der Wassergehalt von Luft lässt sich messen (Tabelle aus [5]):

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Nehmen wir die Zeile für 20°C: Bei dieser Temperatur kann Luft zwischen 4,4 und 14,9 Gramm Wasser je Kilogramm Luft enthalten. Diese Zahlen nennt man die absolute Luftfeuchtigkeit. Teilt man einen Wert der absoluten Luftfeuchtigkeit durch den Höchstwert bei derselben Temperatur, erhält man die relative Luftfeuchtigkeit (abgekürzt: rel. LF), also z.B.: 4,4/14,9 ergibt eine relative Luftfeuchtigkeit von 30%, wie es im Tabellenkopf steht. Der entscheidende Punkt bei unserer Tabelle ist nun folgender: Wenn Sie die Werte in der Spalte für 100% relative Luftfeuchtigkeit anschauen, stellen Sie fest, daß die Werte mit sinkender Temperatur abnehmen. Kältere Luft kann also weniger Wasser enthalten als wärmere. Kühlt man warme Luft, die sehr viel Feuchtigkeit enthält, ab, kann es vorkommen, daß Sättigungsgrenze der Luft bei der kälteren Temperatur (100% rel. LF) erreicht wird. Das überschüssige Wasser, welches die kalte Luft dann nicht mehr tragen kann, fällt dann aus.

Wie kommt es nun zu Schimmelbildung in einer Außenwandecke einer Wohnung?

Stellen Sie sich eine Wohnung vor, bei der das Bad direkt neben dem Schlafzimmer liegt. Es ist Winter, Außentemperatur -5°C, das Schlafzimmer ist nicht beheizt, Raumtemperatur 16°C. Der Bewohner hat im auf 23°C beheizten Bad lange geduscht. Man sieht den Wasserdampf in der Luft. Vielleicht beträgt die absolute Luftfeuchtigkeit 16g/kg. Im Schlafzimmer ist zwar die Lufttemperatur in der Mitte des Raums 16°C. Misst man aber die Lufttemperatur direkt in einer Zimmerecke, in der zwei Außenwände aufeinanderstoßen, beträgt sie unmittelbar in Wandnähe (1mm vor der Wand) nur noch 14°C. Laut unserer Tabelle kann 14° kalte Luft je Kilogramm nur maximal 9,5 Gramm Wasser enthalten. Gelangt nun die Luft aus dem Badezimmer in die besagte Außenwandecke (weil der Bewohner beide Zimmertüren offenließ, vielleicht noch in bester Absicht, um die feuchte Luft aus dem Bad herauszulassen), ist es unausweichlich, daß einige Gramm Wasser an der Innenseite der Außenwandecke ausfallen. Es bildet sich ein feiner feuchter Film an der Wand, der kaum wahrnehmbar ist. Dieser Film ist der ideale Nährboden für Schimmel. Die immer in der Luft befindlichen Sporen bleiben auf dem Film kleben. Wenn der Vorgang oft wiederholt wird, wächst der Schimmel mit ziemlicher Sicherheit.

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Wenn Vermieter mit Physik zu überzeugen versuchen, sind viele Mieter misstrauisch. Sie vermuten, man will sie mit dem Gerede von absoluter und relativer Luftfeuchtigkeit nur reinlegen oder von einem Baumangel ablenken. Darum noch ein ganz ähnliches Beispiel, das überhaupt nichts mit Schimmel zu tun hat, aber das Phänomen von ausfallendem Wasser einprägsam vor Augen führt.

Sie sitzen bei 28°C im Außenbereich eines Straßencafes. Der Kellner stellt Ihnen eine eiskalte Cola in der verschlossenen Dose hin. Sofort, noch vor dem Öffnen der Dose, zeigen sich Wasserperlen an der Außenseite. Mit den Kenntnissen von oben können Sie das erklären. Die Perlen sind keine Colaflüssigkeit, die Dose ist ja noch zu, sondern Wasser aus der 28°C warmen Luft. Im Bereich ganz nahe an der Dosenwand wird die 28° warme Luft, die vielleicht 15 Gramm Wasser trägt, auf, sagen wir, 7°C heruntergekühlt. Bei dieser Temperatur kann sie aber nur 6 Gramm Wasser tragen. Das überschüssige Wasser fällt aus der kleinen Luftschicht in der Nähe der Dose aus und bildet Perlen an der Dosenwand.

Was hat Lüften mit Schimmel zu tun?

In [5] findet sich ein gutes Beispiel für die Wirkung des Lüftens. Draußen herrscht eine Lufttemperatur von 5°C und die Luft ist zu 100% mit Feuchtigkeit gesättigt, enthält also nach unserer Tabelle 5,5 Gramm Wasser je Kilogramm Luft. In der Wohnung herrscht 60% relative Luftfeuchtigkeit bei 20°C Temperatur, die Luft enthält also 8,7 Gramm Wasser je kg Luft, das ist mehr als in der Außenluft. Wenn man nun die ganze Wohnung komplett durchlüftet, entfeuchtet man die Raumluft um 8,7-5,5=3,2 Gramm je Kilogramm Luft. Das ist überraschend, oder? Mit 100% gesättigter Luft kann man ein trockeneres Raumklima herstellen als mit 60% gesättigter Luft! Aber es ist wirklich so. Mit Außenluft, die man als feuchtkalt empfindet, kann man in der Wohnung die Luftfeuchte senken (und nebenbei bemerkt auch die sonstige Luftqualität verbessern: CO2-Gehalt, andere Schadstoffe, …). Nach dem totalen Luftaustausch haben wir Luft in der Wohnung mit 5,5 gr/kg absoluter Luftfeuchte. Diese Luft erwärmt sich jetzt auf 20°C. Aus unserer Tabelle können wir ersehen, daß 5,5 gr/kg Luftfeuchte bei 20°C nur ca. 40% relative Luftfeuchtigkeit bedeuten, wir haben also durch Lüften die relative Luftfeuchtigkeit von 60% auf 40% gesenkt. Jetzt ist die Luft im Innenraum wieder in der Lage neu erzeugte Feuchtigkeit in der Wohnung aufzunehmen.

Oben haben wir festgehalten, daß ein 3-Personenhaushalt durchaus 7kg Wasser täglich erzeugen kann. Angenommen, die Familie lebt in einer 90m² großen Wohnung mit Deckenhöhe 2,5m. Dann hat die Wohnung ein Volumen von 225m³ Luft, was wiederum 270kg entspricht. Wenn durch Lüften 3,2 Gramm Wasser je kg Luft von innen nach außen befördert werden, dann erbringt ein Komplett-Luftaustausch 270*0,0032=0,86kg Wasserbeseitigung, eine Sprudelflasche. Man müsste also jeden Tag 7/0,86=8 mal die komplette Luft in der Wohnung austauschen, um alles produzierte Wasser abzuführen.

Hui, werden Sie jetzt vielleicht sagen, 8 Mal am Tag lüften, das schaffe ich auf keinen Fall. Langsam, das brauchen Sie wahrscheinlich auch nicht. Es liegt zum Beispiel daran, daß keine Wohnung wirklich luftdicht ist. Über den Tag hinweg kommt es durch nicht vollkommen dicht schließende Fenster und Türen ohne jede Anstrengung zu einem in diesem Zusammenhang durchaus erwünschten gewaltigen Luftaustausch. Auch die veranschlagten 7kg Wasser sind nur ein Schätzwert. Wenn der Haushalt keine Pflanzen hat, alle Familienmitglieder den ganzen Tag außer Haus sind etc. können sich niedrigere Werte ergeben.

Von großer Bedeutung ist die Art und Weise, wie gelüftet wird. Viele Menschen finden das Lüften mittels Fenster-Kippstellung praktisch. Der Tabelle unten, die aus Quelle [5] stammt, können Sie entnehmen, daß das keine gute Idee ist, jedenfalls nicht, wenn viel Feuchtigkeit abzuführen ist und nicht zusätzlich regelmäßig quergelüftet wird. Die Geschwindigkeit des Luftaustauschs bei Querlüftung ist sage und schreibe 14 Mal so hoch wie bei Fensterkipplüftung.

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Was sind zusammengefasst Handlungsempfehlungen, um Schimmel zu vermeiden?

  • Setzen Sie Querlüftung ein, um Feuchtigkeit aus Ihrer Wohnung abzuführen. Sie müssen hierzu keine Tabellen studieren oder Messungen durchführen. Die einfache Grundregel lautet: Lüften Sie solange, bis Sie das Gefühl haben, die Luft in der Wohnung ist jetzt genau so kalt wie die Außenluft. Bei windigen Wetter können Sie eine 80m² große Wohnung ohne Weiteres in 3 Minuten durchlüften. Bei vollkommener Windstille und wenn kein großes Temperaturgefälle zwischen innen und außen besteht, kann es 5-10 Minuten dauern. Haben Sie dabei keine Angst, daß Sie “zum Fenster hinaus heizen”. Wenn Sie die Lüftung auf das nötige Maß beschränken, kühlen die Wände, Decken und Möbel Ihrer Wohnung nicht aus. Diese Dinge haben aber eine viel größere Masse als die Luft in Ihrer Wohnung. Und die aufzuwendende Heizenergie ist u.a. von der Masse abhängig. Deshalb erwärmt sich die eingebrachte kalte Luft auch im Handumdrehen wieder.
  • Lüften Sie auf jeden Fall morgens und abends je einmal.
    Lüften Sie immer, wenn Sie geduscht haben.
    Schließen Sie die Badezimmertür, wenn Sie duschen.
    Ziehen Sie nach Möglichkeit die nassen gefliesten Wände nach dem Duschen mit einem Fensterwischer ab, damit das Wasser nicht verdunstet, sondern in den Abfluss läuft.
    Halten Sie die Tür unbeheizter oder wenig beheizter Räume geschlossen.
    Erhöhen Sie die Lüftungsfrequenz, wenn Sie sich tagsüber in Ihrer Wohnung aufhalten.
    Ebenso, wenn Sie viele Pflanzen haben.
    Ebenso, wenn Sie Wäsche in der Wohnung trocknen (Wäscheständer).
    Ebenso, wenn Sie in der Wohnung Sport treiben (Trimmfahrrad).
    Ebenso, wenn Sie ein Haustier haben.
    Lüften Sie nach dem Kochen.
  • Wenn trotz sorgfältigen Lüftens Schimmel in Ihrem unbeheizten Schlafzimmer auftritt, ringen Sie sich dazu durch, das Schlafzimmer tagsüber (sparsam) zu heizen. Unsere Erfahrung ist, daß das unbeheizte Schlafzimmer der anfälligste Punkt in einer Wohnung für Schimmel ist. Über die Nacht geben die Bewohner viel Feuchtigkeit ab. Gleichzeitig kann die kalte Luft im Zimmer vergleichsweise wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Durch einfaches oder zweifaches Totallüften kann nicht alle Feuchtigkeit abtransportiert werden, da sie zum Teil auch in der Matratze und im Bettzeug gespeichert ist. Sie können die Verhältnisse verbessern, wenn Sie heizen, da die warme Luft dann mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann.
  • Setzen Sie bei Problemen mit Schimmel Hygrometer (ein Messgerät für die relative Feuchtigkeit) ein. Sie kosten wenige Euro und sind überall erhältlich (Baumarkt). Wenn Sie Werte über 70% rel. Luftfeuchtigkeit messen, müssen Sie mehr lüften und heizen.
  • Kontrollieren Sie die Scheiben Ihrer Fenster. Wenn dort am unteren Rand Wassertröpfchen zu sehen sind, ist dies ein eindeutiges Zeichen, daß im Zimmer eine zu hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Erhöhen Sie die Lüftungsfrequenz/-dauer und die Beheizung, bis das Phänomen verschwindet.

Wie sieht die rechtliche Lage bei Schimmelproblemen aus?

Um es auf den Punkt zu bringen: komplex, stark einzelfallbezogen, für einen Laien nicht einschätzbar. Im Prinzip stellt Schimmel mietrechtlich einen Mangel dar, der Ansprüche des Mieters gegen den Vermieter auslöst:

  • auf Beseitigung des Mangels
  • auf Minderung der Miete

Aber Vorsicht, das gilt natürlich nur, wenn der Mieter nicht selbst Schuld ist an seinem Schimmelproblem, wenn also ein Problem der Bausubstanz besteht. In der Praxis ist es oft sehr schwierig zu klären, worin die Ursache für das Auftreten von Wohnungsschimmel besteht. Wenn ein solcher Streit vor Gericht landet, und sich die Parteien nicht friedlich einigen wollen (Vergleich), müssen i.d.R. Sachverständige zu Rate gezogen werden. Geprüft wird dann – vereinfacht ausgedrückt -, ob die Wohnung Mängel aufweist, und dann für eine baumangelfreie Wohnung, ob bei gegebener Bausubstanz ein zumutbares ordentliches Lüftungsverhalten den Schimmel vermieden hätte. Ist dies der Fall, scheiden Minderungs- und Beseitigungsansprüche des Mieters aus, er muss dann im Gegenteil den Schaden selbst beseitigen und die Prozesskosten tragen.

Unsere Erfahrung ist, daß betroffene Mieter oft Fehlansichten über die rechtliche Lage erliegen. Deshalb hier einige wissenswerte Punkte:

  • Vom Grundsatz her ist die Beschaffenheit einer Wohnung dann nicht zu tadeln, wenn die Wohnung den Standard einhält, der zum Zeitpunkt Ihrer Errichtung geschuldet war. Eine Wohnung der 1970er Jahre muss also nur die Eigenschaften (insbes. Wärmedämmung) aufweisen, die in den 70er Jahren gefordert wurden. Mieter sind oft der irrigen Meinung, daß Vermieter immer neue Gesetze und Verordnungen zur Energieeinsparung einhalten müssen, also einen Zwang zur Modernisierung haben. Das ist nicht so, abgesehen von krassen Einzelfällen. Ein Vortrag der Art “Ich, Mieter, habe Schimmel bekommen. Kein Wunder, mein Vermieter hat seit 50 Jahren nichts investiert” ist nicht als Beweisführung für die Schuld des Vermieters geeignet.
  • Mieter argumentieren oft damit, daß sie in der letzten Mietwohnung keinen Schimmel hatten. Also müsse das Auftreten von Schimmel in der jetzigen Wohnung ja wohl mit der schlechten Beschaffenheit der neuen Wohnung zu tun haben. Derartige Argumentationen sind juristisch nicht verwertbar, um einen Mangel der jetzigen Wohnung zu beweisen.
  • Vermieter können dagegen verwerten, wenn der Vormieter derselben (jetzt von Schimmel betroffenen) Wohnung kein Schimmelproblem hatte. Auch wenn in einem Strang von gleichartigen Wohnungen im Gebäude schimmelfreie Wohnungen vorzeigbar sind, legt das den Schluss nahe, daß ein Baumangel nicht vorliegen kann.
  • Behaupten ist nicht beweisen. In einem Rechtsstreit über Schimmel muss meist geklärt werden, ob das Lüftungs- und Heizverhalten des Mieters ausreichend war. Zum Heizverhalten liegen in der Regel Beweise auf dem Tisch, die Heizkostenabrechnung, sogar mit zimmerweisen Daten. Beim Lüftungsverhalten glauben Mieter manchmal, es genüge, wenn sie einfach ein vorbildliches Verhalten behaupten. Das ist nicht so. Wenn die Angaben für einen Sachverständigen unter Berücksichtigung der vorgefundenen Bausubstanz nicht in Einklang mit dem Schadensbild zu bringen sind, wird im Rechtsstreit angenommen, daß der Mieter die Unwahrheit sagt.
  • Der Bundesgerichtshof, also das höchste Zivilgericht Deutschlands, hat 2007 festgestellt, daß es für Mieter (2 Personen) einer 30m²-Wohnung zumutbar ist, vier Mal täglich jeweils 3-8 Minuten zu lüften (VIII ZR 182/06, Urteil vom 18.4.2007).
    Damit dieses Schlaglicht aus der Rechtsprechung nicht falsch verstanden wird, sei folgendes hinzugefügt. In dem Rechtsstreit war es um einen Mietvertrag gegangen, den die Mieter wegen des Auftretens von Schimmel vorzeitig beenden wollten; sie gaben dem Vermieter die Schuld. Darauf hin wurde über mehrere Instanzen gestritten, auch wurde ein Sachverständigengutachten eingeholt, wie der Schimmel durch richtiges Lüften hätte vermieden werden können. Der BGH hat in seinem Urteil zu zahlreichen Fragen Stellung bezogen. Wir greifen hier nur die eine Fragestellung heraus, die das Lüften dieser konkreten Wohnung und den Zusammenhang zum Auftreten von Schimmel betraf. Der BGH hat – das sei ausdrücklich klargestellt – nicht entschieden, daß ein Mieter, der 4 mal täglich 3-8 Minuten lüftet, immer richtig handelt und jede Schuld dem Vermieter zuweisen kann. Das ist nie so in Urteilen. Sie sind immer einzelfallbezogen. Und doch zeigt das Urteil die Ansicht des BGH, die auf andere Fälle übertragbar ist, daß Mietern ausgiebiges Lüften zur Vermeidung von Schimmel sehr wohl zumutbar ist.
  • Landgericht Frankfurt, Urteil vom 7.2.2012, Az 2-7 S 89/11: In einem Altbau aus 1954 kann Schimmel durch 3-4 Mal tägliches Stoßlüften vermieden werden. Der Vermieter schuldet nicht den Einbau einer Wärmedämmung.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen in diesem Beitrag erhellende Informationen zum Thema Schimmelvermeidung in der Wohnung liefern. Weitere Infos finden Sie in einem älteren Ratgeber.

Quellen:

  1. https://baufachzeitung.com/schimmelbildung-in-wohnraeumen-studie-der-humboldt-universitaet-berlin-zu-deutschem-lueftungsverhalten/2013091612/
    Abruf 24.5.2022
  2. Volker Drusche, Wohnraumschimmel, 2. Auflage, 2017, Fraunhofer IRB-Verlag
  3. Brasche, S., Heinz, E., Hartmann, T. et al. Vorkommen, Ursachen und gesundheitliche Aspekte von Feuchteschäden in Wohnungen. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 46, 683–693 (2003). https://doi.org/10.1007/s00103-003-0647-9
  4. Heinz, E. (2000): Kontrollierte Wohnungslüftung, Verlag Bauwesen, Berlin: S. 23
  5. Leitfaden zur Vorbeugung, Untersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzwachstum in Innenräumen, Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes; 2002.